Zunehmender Parkplatzabbau in der Innenstadt
Die Parkplatzsituation in der Luzerner Innenstadt verschärft sich zunehmend. Im Rahmen städtischer Umgestaltungsprojekte – wie aktuell an der Winkelriedstrasse – werden öffentliche Parkplätze in grossem Umfang abgebaut. Gemäss unseren Schätzungen wurden dort rund 80 Prozent der bestehenden Parkflächen entfernt. Weitere Reduktionen, etwa an der Bundesstrasse, sind bereits beschlossen. Die CVL warnt davor, dass der rasante Abbau von Parkmöglichkeiten zu einer schleichenden Verdrängung des Gewerbes führen könnte.
Wirtschaftliche Realität muss Teil der Stadtplanung bleiben
In einem Schreiben an Stadtrat Marco Baumann haben wir die wachsende Besorgnis unter den Mitgliedern zum Ausdruck gebracht. Die Rückmeldungen aus dem Gewerbe seien deutlich: Die Einschränkungen beim Parkangebot führen zu einem Rückgang der Kundenfrequenz – mit entsprechenden Folgen für den Umsatz. Insbesondere spezialisierte Detailhändler, Dienstleister und Betriebe mit überregionaler Kundschaft seien auf eine gute Erreichbarkeit mit dem Auto angewiesen.
Ohne tragfähige Alternativen geraten auch die Gewerbetreibenden unter Druck. Wir stellen die Zielsetzungen der Stadt in Bezug auf mehr Aufenthaltsqualität und Nachhaltigkeit nicht grundsätzlich in Frage – aber sie dürfen nicht gegen die wirtschaftliche Existenz lokaler Betriebe ausgespielt werden.
Offener Brief von 52 Betrieben zeigt breite Unzufriedenheit
Dass die Unzufriedenheit über die aktuelle Entwicklung weit über die Reihen der CVL hinausgeht, zeigt ein offener Brief an Stadtpräsident Beat Züsli und weiteren Regierungsmitgliedern von Stadt und Kanton, der von 52 Geschäftsinhaberinnen und -inhabern unterzeichnet wurde. Darin fordern sie, auf den ersatzlosen Abbau von Parkplätzen zu verzichten, solange keine gleichwertigen Alternativen bestehen. Besonders betont wird, dass viele Kunden – etwa aus ländlichen Regionen oder mit eingeschränkter Mobilität – auf das Auto angewiesen seien.
„Schon heute meiden viele Kundinnen und Kunden das Zentrum, weil sie keinen Parkplatz finden oder den Aufwand scheuen“, heisst es im Brief. „Weniger Parkmöglichkeiten bedeuten weniger Kundschaft – und das wiederum gefährdet die Vielfalt und Lebendigkeit unserer Innenstadt.“ Der Brief fordert den Stadtrat auf, in einen ernsthaften Dialog mit den Betroffenen zu treten und Lösungen zu erarbeiten, die ökologische und wirtschaftliche Interessen in Einklang bringen.
Stadtrat verweist auf Volksauftrag – CVL fordert dennoch Nachbesserungen
In seiner schriftlichen Antwort an die CVL verweist Stadtrat Marco Baumann darauf, dass der Parkplatzabbau durch den Entscheid der Stimmbevölkerung legitimiert sei. Diese habe sich im Rahmen der Klima- und Energiestrategie für ein Modell entschieden, das eine Halbierung der Parkplätze auf öffentlichem Grund einschliesse. Damit sei die Stadt verpflichtet, diesen politischen Auftrag umzusetzen.
Baumann betont, dass die Umgestaltung der Winkelriedstrasse eine Testphase darstelle, deren Auswirkungen auf das Gewerbe im Rahmen von Umfragen erfasst und ausgewertet würden. Zudem werde derzeit ein Planungsbericht zum weiteren Umgang mit Parkplätzen erarbeitet, der 2025 ins Parlament komme und dort politisch verhandelt werden könne.
Die CVL nimmt diese Antwort zur Kenntnis, fordert jedoch, dass die Stadt Luzern bereits jetzt Massnahmen zur Entschärfung der Situation ergreift. Dazu gehören: der Aufschub weiterer Abbauprojekte ohne Alternativlösungen, ein zielführender Einbezug des Gewerbes in die Entscheidungsprozesse, sowie tragfähige Modelle für Erreichbarkeit und Logistik – insbesondere für Betriebe mit Kunden aus dem Umland.
Die CVL wird sich weiterhin mit Nachdruck für ihre Mitglieder und Geschäfte der Innenstadt einsetzen und den Dialog mit Politik und Verwaltung konsequent fortführen.
Alfred Landolt
Präsident City Vereinigung Luzern
